Italien ist Espresso. Die Toskana ist bekannt für ihre hügelige Landschaft mit vielen Pinien, Säulenzypressen oder Olivenbäumen. Im Norden der Region liegt Florenz. Zusätzliche Lieblingsstädte der Toskana sind Pisa und Siena. Lassen Sie sich entführen in das unvergleichliche Flair eleganter toskanischer Lebensart: Von Florenz, einer der bedeutendsten Kulturmetropolen der Welt, geht es nach Siena, dem gotisches Gesamtkunstwerk. Auf den Spuren des Espressos aus der Toskana haben eine Freundin und ich Kaffeeperlen aufgespürt. Unsere Reise führte uns von Florenz durch das Chianti-Gebiet nach Siena.
TOSKANISCHE KAFFEERÖSTUNG IN FLORENZ
Florenz ist die Hauptstadt der Toskana und als Wiege der Renaissance eines der kulturellen Zentren Italiens. Touristen aus aller Welt flanieren durch diese inspirierende Stadt. Zugegeben, ist es oft ziemlich voll, aber bei einem Espresso steht alles still, und die überwältigende Pracht dieser Stadt zieht uns in seinen Bann. Die Stadt ist voller atemberaubender Architektur, Bildhauerkunst und Malerei. Das Wahrzeichen der Stadt ist der imposante Dom, der Duomo Santa Maria del Fiore im gotischen Stil mit seiner gewaltigen Renaissance-Kuppel, die bereits weit aus der Ferne diese faszinierende Stadt kennzeichnet. Zum Beispiel aus der Stadt Fiesole in Nordosten von Florenz mit fantastischem Blick über die Metropole.
Im Zentrum von Florenz trifft man auf die bekannte David Statue von Michelangelo vor dem Palazzo Vecchio das Duplikat, im Inneren der Accademia di Belle Arti das Original. Die Uffizien sind ein Mekka für Kunstbegeisterte. Die wertvolle Gemäldesammlung umfasst Werke von Botticelli, Michelangelo und Tizian. Geht man um eine Ecke oder in eine Gasse und erlebt die Fülle der schier unendlich wirkenden Sehenswürdigkeiten dieser Stadt und beginnt die toskanische Lebensart in sich aufzusaugen. Was ist Italien ohne Espresso? Die vielen kleinen Bars in der Stadt sind Anlaufpunkte für Einheimische und Touristen. Vorwiegend sind auch Espresso-Varianten lokaler Röstereien in den Bars vertreten.
Eine dieser florentinischen Röstereien und unser Geheimtipp ist die kleine Rösterei Manaresi. Heute ist sie ebenfalls über die Grenzen Florenz hinaus bekannt. Roberto Benozza besaß zu Beginn eine kleine, aber immer gut besuchte Bar im Zentrum von Florenz; immer überfüllt und quirlig. Daraus entwickelte sich sein Geschäft. Heute ist dieser Kaffee aus den Bars und Restaurants in Florenz nicht mehr wegzudenken.
Weiter geht es durch das pittoreske Florenz über die Ponte Vecchio. Diese Brücke über den Arno ist die älteste florentinische Brücke und gleichzeitig eine der ältesten Segmentbogenbrücken der Welt. Hier sind kleine Juwelier-Geschäfte und Boutiquen zu finden. Mode und Lederwaren lassen das Shoppingherz höher schlagen. „Vera pelle“ (echtes Leder), seine handwerkliche Verarbeitung und Farbenvielfalt ist genauso berühmt und beliebt wie florentinischer Caffè. In der Hauptstadt der Toskana liegen Kunst und Kulinarik eng bei einander. Zwischen kulturellen Sehenswürdigkeiten, Shopping und beeindruckender Landschaftsimpressionen darf die Kaffeepause nicht fehlen. Tauchen Sie ein in das italienische Lebensgefühl und trinken Sie Ihren Espresso, typisch italienisch im Stehen, an der Bar.
Auch bekannt für italienischen Espresso ist Jolly Caffè. Die Rösterei liegt im Südosten von Florenz. Die Florentiner Rösterei legt viel Wert auf Tradition, deshalb gibt es hier die klassische Espresso-Röstung genauso wie die besondere toskanische Röstung. In der Toskana wird der Espresso traditionell nicht so dunkel wie im Süden Italiens geröstet und schmeckt fruchtiger.
TOSKANA: WEIN UND KAFFEE, UNTERSCHIEDLICH, ABER DOCH SO ÄHNLICH – DAS CHIANTI-GEBIET
Was haben Wein und Kaffee gemeinsam? Allem voran die Sprache. Denn der Kaffee-Sommelier hat sich bei seinem Vokabular zum Bewerten des Kaffees dem des Weines sehr stark angelehnt. Ähnlich der Expertise beim Wein beschreibt der Kaffee-Sommelier beim Cupping einen Schluck Kaffee nach objektiven Kriterien. Aroma, Mundgefühl und Nachgeschmack sind fruchtig, körperreich oder mit Noten von Schokolade, aber immer sensorisch qualitativ erfasst. Um diese komplexe Bewertung von Kaffee oder Wein vornehmen zu können, bedarf es einer soliden Ausbildung und enorm viel Erfahrung. Zusätzlich wissen Kaffee- oder Wein-Sommeliers immer alle Details über das Anbaugebiet, die Aufbereitung und Veredelung der verwendeten Rohstoffe. Die sanften Hügel der Toskana sind als Weinanbaugebiet weltweit bekannt.
Wir setzen unsere Reise fort und fahren über den Arno in Richtung Siena, dabei durchqueren wir das Chianti-Gebiet. Allein die Fahrt durch die typische Toskana-Landschaft mit Weinreben, Zypressenalleen und den terrakottafarbenen Anwesen lädt zum Träumen und zum Wiederkommen ein. Das Gebiet ist außerordentlich bekannt für seine Rotweine mit dem Gallo Nero (schwarzem Hahn) auf dem Flaschenhals. Hier erleben wir das ländliche Italien und schmecken die Kultur dieser Region in jedem Schluck Chianti oder bei jedem Espresso, den wir unterwegs probieren. Wir entschleunigen, reisen langsam, halten an, steigen aus und genießen einen Espresso. Wir tauchen nicht nur ein, sondern völlig ab in „La Dolce Vita“.
SAN GIMIGNANO: MITTELALTERLICHE STADT IN DER TOSKANA
Gimignano liegt zwischen Florenz und Siena. Wir empfehlen diesen kleinen Umweg, denn es lohnt sich. Nach einer atemraubenden Serpentinenfahrt in die Berge wird die Stadt der Türme erreicht. Mittelalterlicher Charme und die beeindruckende Baukunst der beiden Türme sind ein Anziehungspunkt nicht nur für uns, sondern für viele Italienbesucher. Die touristische Attraktion ist ein mittelalterlicher Marsch, der täglich durch das Dorf führt. Wem das zu viel ist, der bestaunt die berühmten Türme der Stadt in der Toskana und genießt natürlich einen kleinen Caffè in einer der hiesigen Bars. Um das ganze Dorf herum führt ein kleiner Weg, der den Spaziergänger mit einer unvergesslichen Aussicht über die Chianti-Region belohnt.
SIENA – CAFFÈ, CHIANTI, MUSCHELPLATZ UND PFERDERENNEN
Im südlichen Chianti-Gebiet, eine gute Autostunde von Florenz entfernt, liegt Siena. Die Stadt auf den drei Hügeln (Terzo di Città) ist kleiner und ursprünglicher als Florenz. Eine erste Stadtmauer oder Stadtbefestigung entstand bereits in der Zeit der römischen Kolonie. Durch die Jahrhunderte war Siena immer wieder in kriegerische Auseinandersetzungen eingebunden. Nach und nach entstanden immer bessere Befestigungsanlagen und Mauern, die heute zum Teil noch sichtbar sind und das Stadtbild Sienas prägen. Die Ringmauer um die Stadt herum ist heute leider nicht mehr vollständig erhalten. Doch auf einigen Teilen der Mauer ist ein kleiner Spaziergang möglich. Alte, historische Stadttore und Gewölbe zieren das heutige Siena. Die alten Gewölbe werden heute genutzt, um in diesen gut temperierten Räumen Wein zu lagern, für den die Region so bekannt ist.
Das Zentrum Sienas ist durch das Auf und Ab kleiner Gassen geprägt. Die typischen Restaurants und Espresso Bars sind von außen relativ unscheinbar. Der Schritt über die Schwelle zeigt ein anderes Bild und die kulinarische Vielfalt überwältigt. Hier wird eine traditionelle Küche angeboten. Die Köstlichkeiten in der Toskana haben ein typisches Merkmal: Sie sind einfach zuzubereiten. Geschmack, Aroma und Konsistenz der regionalen Zutaten treten bei jeder Form der Zubereitungsart deutlich hervor. In der toskanischen Küche wird viel Olivenöl verwendet. Brot, Hülsenfrüchte, frisches Gemüse, Kräuter und Obst sind die Basis eines jeden Essens. In der Region wird verhältnismäßig viel Fleisch gegessen, eher weniger Pasta und zu jeder Mahlzeit gehört ein Wein dazu. Nach dem Essen gibt es natürlich immer einen Espresso! Am besten aus einer hiesigen Rösterei. Wir empfehlen die Rösterei Nannini mitten aus Siena. In diesen Espressomischungen ist das Flair Sienas geschmacklich eingefangen und selbst die Produktnamen orientieren sich teilweise an den hiesigen Besonderheiten.
Der berühmteste Platz Sienas ist der Muschelplatz, die Piazza del Campo, das Herz der Stadt. Kleine Restaurants, Cafés und Bars säumen die Piazza del Campo. Von hier führt der leicht abschüssige Platz direkt zum Palazzo Comunale und auf die Cappella di Piazza zu. Tagsüber kann man hier gut eine Kaffeepause einlegen und die Eindrücke auf sich wirken lassen. Wird es Abend in Siena, treffen sich die Einwohner (Sienesen) auf der Piazza und das quirlige Nachtleben in den Bars und Restaurants lädt zum Mitmachen und Verweilen ein.
Zweimal im Sommer findet auf der Piazza des Campo das härteste Pferderennen der Welt statt. Der Palio di Siena. Der Palio bezeichnet in Italien einen Wettkampf zwischen benachbarten Gebieten, der zu Pferd ausgetragen wird. Bei diesem Rennen treten bis heute Vertreter der 17 Stadtteile (Contraden) Sienas gegeneinander an. Die Sienesen hissen in dieser Zeit die Fahnen ihrer Contrade an ihrem Haus, um sich patriotisch mit ihrem Stadtteil zu zeigen. An diesen Sommerwochenenden zieht jeweils eine andere Contrade mit Spielmannszug feierlich durch die Gassen der Altstadt. Dieses Ereignis ist das bedeutendste kulturelle Ereignis Sienas.
Die Toskana bietet für Genießer die Verbindung von Lebensstil, Eleganz und Sinnlichkeit. Italienischer Espresso gehört unbedingt dazu. Eine Reise durch die Toskana ist kulturell wie kulinarisch ein unglaublicher Genuss.
DER ESPRESSO DER TOSKANA
Der toskanische Caffè vereint das Beste italienischer Kaffeetraditionen: Er ist weniger säurehaltig als im Norden und milder als im Süden des Stiefels.
Die toskanischen Espressomiscele vermischen die leicht blumigen und fruchtigen Aromen der norditalienischen Röstungen mit dem Körper, den starken Röstaromen und dem leicht schokoladigen Geschmack des süditalienischen Kaffees. Kennzeichnend für das Aroma des Espressos aus der Toskana sind die leichten Nussaromen. Eine feine, haselnussfarbene Crema krönt jeden Espresso.
Getrunken wird der Caffè nach dem Motto „pochi, ma buoni“: einige wenige Tassen am Tag, die sich durch höchste Qualität auszeichnen.
RÖSTEREIEN IM HERZEN ITALIENS
Die Toskana und ihr Espresso können auf eine lange Rösttradition zurückblicken. Noch heute befinden sich viele der traditionellen Torrefazioni in Familienhand: Einige haben den Sprung in die Internationalität gewagt, andere bleiben regional verwurzelt.
Manaresi, Traditioneller Espresso aus der Toskana
Wie vor 100 Jahren röstet Manaresi seine hochwertigen Bohnen in der Trommel. Lange Zeit hatte die Traditions-Torrefazione ihren Sitz direkt im Herzen von Florenz. Heute wird vor den Toren der Stadt in modernem Ambiente geröstet.
Jolly Caffè
Die florentinische Torrefazione Jolly Caffè wurde 1953 von Dante Belardinelle gegründet, der sich schlicht und einfach zum Ziel gesetzt hatte, den besten Espresso zu kreieren. Er hatte Erfolg: Seit 1992 gehört Jolly zu den renommiertesten italienischen Röstern. Kein Wunder, denn seine Mischungen enthalten zwölf unterschiedliche, separat geröstete Kaffeesorten aus den besten Anbauländern der Welt.
Mokaflor
Mit einer Sorgfalt, die an Perfektion grenzt, wird in der Torrefazione Mokaflor aus Florenz seit den 50er Jahren geröstet. Die direkten, langjährig gewachsenen Beziehungen der Gründerfamilie Bernini zu den Kaffeebauern und Lieferanten sorgen für eine immer gleichbleibend hohe Qualität.
Caffè New York
Aus der kleinen Stadt Pistoia stammt einer der besten Espresso aus der Toskana: der Caffè New York. Die in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts gegründete Rösterei bietet echten Gourmetkaffee für Kenner.
Caffè Nannini
Seit über 100 Jahren ist der Caffè Nannini in Siena eine Institution: Das traditionsreiche Unternehmen verführt seine Kunden nicht nur mit exklusiven Kaffeemischungen, sondern auch mit typisch toskanischen Gebäck- und Kuchenspezialitäten.
DIE FÜNF BESTEN PLÄTZE FÜR EINEN ESPRESSO IN DER TOSKANA
Historisch, typisch italienisch oder innovativ – toskanische Kaffeebars sind ein echtes Erlebnis!
Caffè Gilli, Espresso aus der Hauptstadt der Toskana
Das Caffè Gilli ist das älteste Kaffeehaus der toskanischen Hauptstadt: Eröffnet wurde es im Jahr 1733 von der Schweizer Familie Gilli. Zweimal zog das Caffè in seiner langen Geschichte um: Seit 1917 hat es seinen Sitz an der prächtigen Piazza della Repubblica. Ein Besuch in dem im Jugendstil eingerichteten Kaffeehaus ist eine eindrucksvolle Reise in die Vergangenheit.
Caffè dell’Ussero, Pisa
Nur ein paar Jahre mehr auf dem Buckel hat das historische Caffè dell’Ussero in Pisa: Das Kaffeehaus befindet sich in einem der schönsten Häuser Pisas, dem Palazzo Agostini aus dem 14. Jahrhundert. Einst war das direkt am Arno gelegene Caffè Treffpunkt von Intellektuellen, Literaten und Politikern. Zahlreiche Fotografien berühmter Persönlichkeiten erzählen von der langen Geschichte des kultigen Cafés.
Caffetteria Piansa, Florenz
Tradition und Innovation vereint die Caffeteria Piansa in Florenz: Vom Vater erbte der Besitzer Alessandro Staderini die Leidenschaft für Kaffee und die familieneigene Rösterei in Bagno a Ripoli. Seine Neugier und seine Experimentierfreude trieben ihn dazu, eine der angesagtesten Specialty Kaffeebars in Florenz zu eröffnen. 100 Prozent Arabica sind die Mischungen aus Brasilien, Kolumbien und Kenia. Gebrüht werden sie nicht nur klassisch mit dem Siebträger, sondern auch mit der Aereopress und mit dem Kaffeefilter.
Ditta Artigianale, Florenz
Der höchstdotierte Barista Italiens arbeitet in der Via dei Neri in Florenz: Schon dreimal konnte Francesco Sanapo den begehrten Titel gewinnen. In seiner Kaffeebar im Herzen der toskanischen Metropole kann der Gast sich für einen klassischen Espresso aus der Toskana entscheiden oder eine der für Italien ungewöhnlichen Brühmethoden ausprobieren. Geröstet wird direkt vor Ort.
Torrefazione Fiorella, Siena
Die Caffetteria Fiorella in Siena ist eine der drei Kaffeebars der Rösterei Fiorella aus Sovicille. Gegründet wurde das erfolgreiche Familienunternehmen von der Signora Fiorella: 1985 eröffnete sie in dem kleinen Badeort Follonica eine erste Bar und röstete ihren Kaffee einfach selbst. In den 90er-Jahren folgte eine Bar im mondänen Urlaubsort Castiglione della Pescaia, nach dem Jahrtausendwechsel wagte die Familie dann den Sprung in die Stadt: Das kleine, feine Caffè in Siena ist heute ein Treffpunkt für Genießer und Kaffeekenner.
DER ESPRESSO IN DER TOSKANA
- Eine Klasse für sich – das ist der Espresso aus toskanischen Röstereien.
- Die toskanischen Miscele sind weder stark und dunkel wie im Süden, noch hell und leicht bitter wie im Norden. Stattdessen begeistert der Espresso mit einem sehr milden, harmonischen Geschmack.
- Röstereien gibt es in der Toskana viele: Die meisten kleineren sind in Familienhand und rösten ihre Bohnen traditionell in der Trommel.
- Vor allem in Florenz haben in den letzten Jahren neue Kaffeebars eröffnet, in denen der Kaffee auch mit alternativen Brühmethoden zubereitet wird.
Aufnahme Beitragsbild: ©iStockphoto.com/cirano83