Über 300 Kaffeeröstereien gibt es auf Sizilien. Damit liegt die größte Insel des Mittelmeeres an zweiter Stelle: Mehr Kaffeebohnen werden nur in der nördlichen Lombardei geröstet. Dort zählt man nämlich über 400 Torrefazioni. Der zweite Platz zeugt davon, wie wichtig die Espressokultur in der südlichsten Region Italiens ist. Ohne den geliebten Caffè läuft zwischen Messina und Marsala nichts: Der Espresso bringt die Sizilianer seit Jahrhunderten durch den Tag und den Abend – vor allem im langen, heißen Sommer, wenn das Leben erst nach 18 Uhr wieder losgeht.
SIZILIEN – MELTING POT DER KULTUREN
Sizilien liegt nur 145 Kilometer vom afrikanischen Festland entfernt. Um die italienische Hauptstadt Rom zu erreichen, muss ein Sizilianer hingegen über 800 Kilometer zurücklegen. Insofern ist Europa den Sizilianern nicht fremd, aber für sie eben ganz schön weit weg. Dass Afrika und die arabischen Länder näher liegen, spürt man überall auf der Insel, nicht nur auf den berühmten Straßenmärkten Palermos. Die Insel war aufgrund ihrer zentralen Lage schon immer ein wichtiges, strategisches Handelszentrum. Selten bestimmten die Sizilianer selbst über ihre Geschichte: Meist war die Insel Kolonie mächtiger Reiche wie die der Phönizier, der Griechen, der Römer, der Byzantiner und der Araber. Heute ist Sizilien eine der fünf autonomen Regionen Italiens. Von ihrer wechselhaften Geschichte zeugen berühmte archäologische Stätten und Bauwerke wie das Tal der Tempel in Agrigent, die Kathedrale von Monreale bei Palermo oder das griechische Theater in Syrakus.
DER ESPRESSO AUS SIZILIEN
Dickflüssig, dunkel und intensiv wie der arabische Mokka ist der Caffè auf Sizilien. Ihren Röstgrad sieht man den Kaffeebohnen aus den sizilianischen Röstereien sofort an, denn sie sind sehr dunkel, eben typisch süditalienisch. Das Ergebnis in der Tasse ist kräftig und würzig im Geschmack. Für eine dicke, weiche und haselnussfarbene Crema sorgt der Robusta-Anteil des Espressos. Die Einladung zu einem Caffè abzulehnen, kommt auf der Insel einem Kapitalverbrechen gleich. Ein absoluter Vertrauensbeweis ist der caffè dell‘amicizia: ein Espresso, den man sich mit engsten Vertrauten oder Familienangehörigen an der Bar aus einem traditionellen Trinkgefäß teilt.
SIZILIANISCHE RÖSTEREIEN: ZWISCHEN TRADITION UND MODERNE
Traditionell in der Trommel und sehr langsam rösten die meisten Torrefazioni auf Sizilien. Eine Qualität, die man mit allen Sinnen erfahren kann.
Moak
Im Jahr 2017 feierte Moak, die sizilianische Torrefazione aus Modica bei Ragusa, 50 Jahre Röstereigeschichte. Über die Grenzen Siziliens hinaus bekannt ist sie nicht nur für ihre feinen Mischungen, sondern auch für ihr innovatives Design.
Tre Forze!
Geröstet werden die Kaffeebohnen der Torrefazione Tre Forze! aus Catania nach einem ganz speziellen Verfahren: über getrocknetem Olivenholz. Diese traditionelle Röstung verleiht den Mischungen ein einzigartiges Aroma.
Ionia
Separat nach Sorten werden die Bohnen im Konvektionsverfahren bei Ionia in Santa Venerina, nördlich von Catania, geröstet. Neben edlen Kaffeemischungen können Sie bei Ionia auch Espressomaschinen und Zubehör kaufen.
Zicaffè
In Marsala, an der Westküste Siziliens, hat die Torrefazione Zicaffè seit mehr als 90 Jahren ihren Sitz. Die Familie Zichittella baute die Rösterei mit Leidenschaft und Know-How zu einem international erfolgreichen Unternehmen aus. Die hochwertigen Bohnen stammen vor allem aus Indien und Mittelamerika; geröstet werden sie schonend und gleichmäßig durch Heißluft.
Mille Soli
Die Rösterei steht für die Leidenschaft und das Temperament der italienischen Insel Sizilien. Der Kaffee von Mille Soli wird dreifach geröstet – das heißt, dass der Röstvorgang dreimal unterbrochen wird, damit die Bohnen auskühlen und danach länger als gewöhnlich geröstet werden können.
MariaSole
Der Süden Italiens liebt kräftigen Kaffee mit starken Röstaromen – Deshalb ist eine dunkle Röstung für MariaSole aus Sizilien Standard. Die Rösterei erhält das Wissen und die Tradition des Kaffees und begeistert durch eine sorgfältige Auswahl hochwertigster Kaffeebohnen.
DIE FÜNF BESTEN PLÄTZE FÜR EINEN ESPRESSO ODER EINE GRANITA DI CAFFÈ AUF SIZILIEN
Wer durch Sizilien reist, sollte immer seiner Nase folgen, denn der sizilianische Espresso duftet aromatisch.
Antico Caffè Spinnato, Palermo
Seit 1860 verwöhnen die Baristas des Antico Caffè Spinnato die anspruchsvollen Palermitaner mit Caffè, Eis, Granitas und den süßen Spezialitäten Siziliens. Bereits seit zehn Jahren landet diese Bar immer wieder im renommierten Restaurantführer „Gambero Rosso“.
Caffè Sicilia, Noto
In der Provinz Syrakus liegt die kleine Stadt Noto und begeistert Besucher mit ihrer wunderschönen spätbarocken Architektur – und mit dem Caffè Sicilia. Hier gibt es angeblich nicht nur einen der besten Caffès, sondern auch das beste Eis der Insel.
Pasticceria Sciampagna, Marineo
30 Kilometer südlich von Palermo liegt das Städtchen Marineo: Zu den Highlights des Ortes gehört neben mehreren Kirchen und einem Kastell auch die Pasticceria Sciampagna, die vom „Gambero Rosso“ 2019 ebenfalls in die Liste des besten Bars Italiens aufgenommen wurde.
Pasticceria Spinella, Catania
Im Herzen Catanias sollten Besucher nicht an der Pasticceria Spinella vorbeigehen: Gegenüber des Giardino Bellini erwartet den Gast eine der besten Granita di Caffè. Die eiskalte Kaffeespezialität versorgt die Sizilianer an den heißen Sommertagen mit der nötigen Portion Erfrischung und Koffein.
Caffetteria Zicaffè, Marsala
Caffè aus der hauseigenen Rösterei bietet das Zicaffè in der Altstadt von Marsala. Zu den Spezialitäten dieser Bar gehören die cremini: kalte Kaffeespezialitäten in cremiger Konsistenz.
FAZIT: DAS ZEICHNET DEN SIZILIANISCHEN ESPRESSO AUS
- Caffè ist auf Sizilien mehr als nur ein Getränk: Das schwarze Gold bringt die Menschen zusammen; seine Zubereitung ist eine Kunst.
- Dunkel geröstet und kräftig im Geschmack – so lieben die Inselbewohner ihren Espresso.
- Zu den besonderen Spezialitäten der sizilianischen Kaffeekultur gehören die vielen kalten Kaffeespezialitäten. Wen wundert‘s – bei Temperaturen, die im Sommer oft über die 40-Grad-Marke steigen!
Beitragsbild: ©iStockphoto: Starcevic