Kaffee ist ein Luxusgut. Seit ein paar Hundert Jahren entwickelt sich unsere Kaffeekultur rund um den Erdball. Kaffeegenuss erleben wir immer wieder neu. Denn der Mensch verbessert die Pflanzbedingungen und sorgt sich um umweltfreundlichere Produktionstechniken. Der Handel wird fairer und die Logistikwege effizienter. Die Zubereitungsarten werden vielfältiger und die Kenntnisse, unter denen sich Aroma und Geschmackserlebnis aus den Bohnen herauskitzeln lassen, werden immer spezialisierter.
Kaffee ist etwas Besonderes, ein Lebensgefühl und ein Naturprodukt.
Botanisch gehört die Kaffeepflanze zur Familie der Rubiazeen. Diese Familie ist groß. Mehr als 500 Gattungen und 6000 Arten gehören dazu. In dieser Vielfalt von Kaffeebohnen finden wir Raritäten, Besonderheiten und Skurrilität, die sich im Laufe der Geschichte des Luxusgutes Kaffee immer weiter hervorgehoben haben. Diese Köstlichkeiten werden heute zu Preisen verkauft, bei denen man aufpassen muss, dass man sich nicht verschluckt.
DAS LUXUSGUT AUS ST. HELENA
St. Helena: Ein winziges Archipel im Südatlantik, malerisch und vergessen. Erst im Mai 2016 wurde der Bau eines Flughafens auf St. Helena genehmigt. Jetzt wartet die Insel auf den Touristenansturm und das große Geld. Bislang war das isolierte Eiland im britischen Überseegebiet nur alle 3 Wochen per Schiff von Kapstadt zu erreichen. Die Anreise dauerte fünf Tage und nur 1500 Besucher zählte die Insel pro Jahr. Bis heute muss die Insel ohne Geldautomaten und Mobilfunkempfang auskommen. Bekannt wurde die Insel hauptsächlich durch Napoleon Bonaparte. Die britische Regierung schickte ihn 1815 nach seiner verheerenden Niederlage bei Waterloo dorthin ins Exil. Die Insel liegt in dem fast 6000 m tiefen Angolabecken und fast mittig zwischen Angolas und Brasiliens Küsten. Nach Ihrer Entdeckung durch die Portugiesen 1502 wurde sie hauptsächlich von Seefahrern auf ihrem Weg in die Neue Welt als Zwischenstation genutzt. Den Namen Helena trägt die Insel nach der Mutter Kaiser Konstantins, da es ihr Namenstag war, an dem der Portugiese João da Nova als erster auf der Insel landete. In der Abgeschiedenheit der Insel gedeiht Kaffee in einem milden ozeanischen Klima auf nahrhaften, vulkanischen Boden. Mitte 1600 begannen die Holländer Kaffee auf der Insel zu kultivieren. Die Pflanzen brachten Sie aus Äthiopien mit. Die Sorte ist heute als „Green Tipped Bourben“ bekannt, nie mit anderen Kaffeesorten gekreuzt oder genetisch verändert worden und zählt daher zu den ursprünglichsten und feinsten Kaffees der Welt. Eine echte Rarität, mit einer eleganten feinen Säure und einem ausbalancierten leicht schokoladigen Körper. Bereits Napoleon rühmte diesen Kaffee in seinen Memoiren als: „köstlich, braunen Trunk“. Dieser Kaffee ist sehr selten, da jährlich nur ca. 1,5 bis 3,5 Tonnen auf der kleinen Insel von den Einheimischen produziert werden. Weil dieser Kaffee von solch ausgewählter Excellenz ist und dazu noch sehr selten, werden Einzelhandelspreise von 140 bis 180 Euro pro Kilo verlangt.
JAMAICA BLUE MOUNTAIN: KAFFEE AUS FÄSSERN
Eine Straße durch Kaffeeplantagen führt bergan durch ewigen Regenwald mit Feuchtwolken zum höchstgelegenen Pass Jamaikas auf 1.539 m in den Blue Mountains. Der bläulich schimmernde Nebel gibt der Gebirgskette seinen Namen. Hier wächst der Champagner unter den Kaffees. Dieses feuchtwarme Klima und der Nebel verlängern die Wachstumsphase des Kaffees erheblich, so braucht der Jamaica Blue Mountain zum Reifen durchschnittlich 10 Monate. Nur sehr anspruchsvolle und hochwertige Kaffees haben eine solch lange Wachstumsphase. Ganz traditionell und mit äußerster Sorgfalt zum Produkt, bauen die Kleinbauern diesen Arabica Kaffee in Höhenlagen von 900 bis 1700 m an. Diese Region ist einzigartig. Um diese Einzigartigkeit zu erhalten und die Qualität des Kaffees zu gewährleisten, haben die jamaikanischen Kaffeebauern zusammen mit dem Ministerium für Landwirtschaft das Gütesiegel „Blue Mountain Coffee“ kreiert. Das Coffee Industry Board (CIB) achtet darauf, dass nur Kaffee, der in den Höhenlagen der blauen Berge wächst und nur Bohnen mit einer Breite von mindestens 6,76 mm und höchstens 7,24 mm, zum begehrten Grade 1 Kaffee verarbeitet und exportiert wird. Durch die einheitliche Größe der Bohnen können sie später perfekt geröstet werden. Nur ausgewählte Röstereien auf der ganzen Welt erhalten dieses karibische Luxusgut. Das Image des Luxusguts wird dadurch unterstrichen, dass der Jamaika Blue Mountain als einziger Rohkaffee der Welt in Holzfässern von 15, 30 oder 70 kg exportiert wird. Der Kaffee schmeckt besonders mild, aromatisch und hat eine natürliche Süße.
Der Jamaika Blue Mountain ist offizieller Kaffee im japanischen Kaiserhaus, daher erreicht dieser Kaffee in Fernost Kultstatus. Bereits seit den 1960 Jahren gehen ca. 90 % der Ernte nach Japan. So kann man in einem Gourmet Restaurant Tokios bis zu 40 Euro für eine Tasse echten Jamaika Blue Mountain Kaffees ausgeben. Hieraus resultiert ein Marktpreis von rund 120 Euro pro Kilo
HAWAII KONA: GENUSS NEU DEFINIERT
Auf Hawaii wächst eine der teuersten und beliebtesten Arabica – Kaffees der Welt. Im sonnigen Kona District an der vulkanischen Westküste von Hawaii Island (Big Island) finden sich die Kaffeefarmen, die den Kona Hawai Kaffee anbauen. Die fruchtbaren Berghänge des Mount Hualalai und des Mount Loa bieten extrem günstige Bedingungen für das Wachstum der anspruchsvollen Kaffeepflanze. Das mineralische Vulkangestein und die hohe Luftfeuchtigkeit dieser Region bringen einen besonders fruchtigen und milden Kaffee hervor. Der Kaffee kam 1828 durch den amerikanischen Missionar Samuel Reverend Ruggles nach Hawaii. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gelang es, den Hawaii Kona durch Intensivierung des Handels zu weltweiter Bekanntheit. Kona Kaffee gibt es in verschiedenen Qualitäten. Die Auszeichnungen der Kaffees werden als „extra fancy“, „fancy“ oder „number one“ betitelt. Ein reiner Hawaii Kona Blend ist sehr selten und eine echte Rarität. Die Rohkaffeeernte beläuft sich jährlich nur auf durchschnittlich 20.000 Sack Kaffee. Der Geschmack dieses Kaffees ist cremig, sanft, schokoladig, mit eigener Süße und einem ausgewogenen Säureverhältnis.
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