Ein leckerer Cappuccino, verziert mit einem Herz aus Milchschaum oder einem hübschen Blatt, schmeckt gleich noch einmal so gut. Doch die Meister der Latte Art zaubern noch weitaus atemberaubendere Kunstwerke aus Kaffee und Milch. Was genau ist Latte Art, kann man das selbst als Nicht-Profi lernen und welche Werkzeuge braucht man dafür? Bei uns gibt es die passende Anleitung.
Die Tools: Wie funktioniert Latte Art?
Jede große Kunst braucht zwei grundsätzliche Werkzeuge: die richtige Leinwand und die richtige Farbe. Bei Latte Art sind dies optimal geschäumte Milch und ein ebenso optimaler Espresso. Beim Espresso kommt es vor allem auf eine stabile Crema an, die ihre geschlossene Oberfläche nicht verliert auch wenn die Milch hinzukommt. Dafür müssen Kaffeedosierung, Brühtemperatur und Durchlaufzeit bestmöglich zusammenspielen.
Genauso wichtig (oder fast wichtiger) ist der perfekte Milchschaum. Als sogenannter Mikroschaum ist er beinahe noch flüssig und damit sehr fließfreudig, hat eine leicht sämige Konsistenz, die dafür sorgt, dass der Schaum auf der Kaffeeoberfläche schweben kann. Beim Schäumen an der Dampfdüse geht es darum, nur wenig das Volumen zu erhöhen.
Bereits am Anfang des Schäumens entscheidet sich, ob der Milchschaum wirklich Latte-Art-Potenzial hat: Die Dampfdüse darf in der sogenannten Anreiß- oder Ziehphase nur einen Hauch unter der Milchoberfläche stehen. Sonst werden zu viele große Luft-Wasserbläschen in die Milch befördert und der Schaum wird zu großporig. Die Rollphase ist kürzer, der Wirbel muss hier kleiner gehalten werden, damit der Schaum gleichmäßig feinporig wird.
Fehlt nur noch das Kaffee-Besteck: Ein Barista arbeitet stets mit einem Profikännchen aus Edelstahl, das er gut greifen und damit führen kann – ein schmaler, präziser Ausguss ist hier entscheidend. Auch die Tasse ist nicht unwichtig, zumindest für Anfänger: Große Tassen haben mehr Platz und bieten so mehr Gelegenheit, kleinere Fehler zu korrigieren. Nach und nach wird sich dann an die richtigen Größen für Cappuccino und Co. herangearbeitet.
Latte-Art-Anleitung für angehende Kaffee-Künstler
Als Anfänger gleich einen Latte-Art-Schwan oder eine Rose kreieren? Da ist Frust vorprogrammiert. Eines der einfachsten Motive, das jeder mit etwas Übung beherrschen kann, ist das Latte-Art-Herz. Schauen wir uns das mal genauer an:
- Den frisch geschäumten Milchschaum in der Kanne noch einmal schwenken und eventuelle Luftbläschen leicht herausklopfen.
- Kurz den Fließtest machen: Das Kännchen leicht schräg halten, fließt der Milchschaum problemlos in Richtung Ausguss? Dann ist er perfekt.
- Einen Espresso frisch zubereiten und möglichst darauf achten, dass die Crema beim Umsetzen der Tasse nicht aufreißt oder zerstört wird. Falls das doch passiert, lieber eine neue Tasse zubereiten!
- Jetzt kommt der entscheidende Moment: Der erste Tropfen Milchschaum sollte aus einer gewissen Höhe mittig auf die Crema treffen. Dadurch wird die Milch perfekt auf ihre Leinwand befördert.
- Weiter mittig gießen, bis sich nach und nach ein runder Milchschaumfleck in der Tasse abzeichnet. Dabei mit dem Kännchen langsam in Richtung Kaffeetasse gehen.
- Kurz warten, damit sich der Milchschaum etwas setzen kann.
- Nun kommt der entscheidende Moment: Mit dem Milchstrahl vom einen Rand der Tasse bis zum anderen Rand mittig durch den Fleck ziehen. Und fertig ist das Herz!
Keine Sorge, wenn das nicht gleich beim ersten Mal funktioniert. Auch bei Latte Art heißt es: Übung macht den Meister – vor allem, wenn es um die richtige Schaumkonsistenz und die Handhaltung am Kännchen geht. Sobald das erste Herz in bester Kaffee-Art-Manier auf dem Cappuccino oder Espresso prangt, kann man die Grundtechnik noch weiter verfeinern.
- Statt nur mittig zu gießen, malt man den Milchschaum in immer größeren Kreisen auf die Kaffeeoberfläche. Das Ergebnis? Ein großes Herz mit einer hübschen Maserung.
- Das Latte-Art-Blatt funktioniert nach einem ähnlichen Prinzip. Hier zeichnet man jedoch Zickzacklinien auf die Kaffeeoberfläche. Dazu beginnt man breit an einem Tassenrand und arbeitet sich in immer engeren Linien zur anderen Seite vor. Mit dem finalen Schwung entsteht dann ein sehr elegantes Blattdesign, das je nach Technik immer wieder einer anderen Pflanze ähnelt.
Zwar nicht ganz stilecht, dafür umso schicker ist Latte Art, bei der mit Schokosirup mehr Kontraste geschaffen werden. Ein tolles Motiv entsteht praktisch immer, wenn man zum Beispiel Schokosoßen-Kreise auf eine relativ feste Milchschaumhaube zeichnet und dann mit einem dünnen Holzstäbchen gerade durch diese Kreise zieht – das ergibt einen ansehnlichen Rosetten-Look.
Latte Art in 3-D – auch das geht mit etwas Übung!
Faszinierende Figuren in 3-D sind überaus spektakuläre Latte Art. Wer sich quasi als Bildhauer versuchen will, braucht dafür allerdings sehr festen Milchschaum, einen Löffel sowie dünne Holzstäbchen. Fehlen nur noch die Inspiration und ein gutes Feingefühl. Einfach einmal ausprobieren, so schwer ist das gar nicht!
Latte Art für alle!
Selbst, wer an sich sonst keine künstlerische Ader entdecken kann, wird Latte Art mit etwas Übung spielend meistern. Zahlreiche Tutorials liefern hier neue Ideen, wenn die Grundlagen sitzen:
- Der Milchschaum muss feinporig und fließfähig sein.
- Die Crema auf dem Espresso oder Cappuccino darf vor dem Malen nicht aufgerissen sein.
Und dann heißt es nur noch: Malen, was das Zeug hält!
Beitragsbild: ©istockphoto.com RyanJLane