Hochwertiger kolumbianischer Kaffee wird hauptsächlich in Zentralkolumbien, dem sogenannten Kaffeedreieck (Spanisch: Eje Cafetero) angebaut. Auf den Kaffeefarmen der Region dient der Tourismus vielen kleinen Kaffeeproduzenten als zusätzliche Erwerbsquelle. Der Kaffeetourismus wird immer beliebter, denn das Interesse für das hochwertige Produkt und an den Arbeitsbedingungen vor Ort ist groß. Auf meiner Reise durch das Kaffeedreieck bin ich in die Kaffeekultur Kolumbiens eingetaucht. Ich bin Menschen begegnet, die mit Stolz und Leidenschaft Kaffee leben und die Kaffeeidentität dieses Landstrichs ausmachen. Ich war im März 2018 im Kaffeedreieck unterwegs, warum es so heißt und welche Plätze mich beeindruckt haben, stelle ich euch hier vor.
Eje Cafetero das Kaffeedreieck: Meine Reise ins Grüne Herz Kolumbiens
Das Kaffeedreieck ist die ursprüngliche Kaffeeregion Kolumbiens und liegt zwischen den Orten Manizales, Pereira und Ibague. Meine Reise begann am Rande des kolumbianischen Kaffeedreiecks, genauer gesagt in Jardín im kolumbianischen Departamento Antioquia. Warum gerade in Jardín?
Jardin ist ein malerisch schöner Ort mit farbenfroher Kolonialarchitektur und viel Kaffeetradition. Kaffee liegt den Bewohnern hier im Blut, der Platz im Herzen der kleinen Stadt ist das Wohnzimmer des Ortes. Auf bunten Stühlen sitzt man auf der Straße und genießt Kaffee, der meist von einer der vielen kleinen Haciendas in der bergigen Umgebung Jardíns stammt. Weiter ging es ins Grüne Herz des Kaffeedreiecks, vorbei an Manizales, einer zugegebenermaßen eher grauen Stadt am Fuße des über 5000 Meter hohen, gletscherbedeckten Vulkans Nevado del Ruíz.
Wir erreichten Pereira, eine Stadt mit 500.000 Einwohnern zwischen Manizales und Armenia, westlich des Nationalparks Los Nevados mit seinen über 5000 Meter hohen Gipfeln. Die Nähe zu Vulkanen kombiniert mit dem milden Klima der Hochlagen schafft den Nährboden für den wahrscheinlich besten Hochlandkaffee der Welt. Die größte der 3 Kaffeemetropolen im Kaffeedreieck, Pereira, ist die Hauptstadt der Region und ein guter Ausgangspunkt, um die Thermalbäder von San Vicente im Nationalpark Los Nevados zu besuchen. Ein Ausflug zum nahegelegenen, provinzüberschreitenden Nationalpark Tatamá, in welchem man einen Besuch des botanischen Gartens von „Alexander von Humboldt“ nicht versäumen sollte, ist ebenfalls zu empfehlen.
In Pereira lebt die Kaffeekultur, denn das Straßenbild ist geprägt durch kuriose Jeeps. Die Einheimischen nennen ihn liebevoll Willy. Der Jeep hat eine lange Tradition in der Region und wird auf den Kaffeefarmen als Universal Fahrzeug eingesetzt.
Salento –Wachspalmen im Kaffeedreieck
Unsere nächste Station war Salento, ein Dorf mit 7000 Einwohnern, an einem Hang gelegen. Das Leben hier ist beschaulicher und konzentriert sich auf den Hauptplatz des Ortes. Wahrzeichen im Zentrum des Ortes ist die Kirche und drum herum reihen sich Bars und Restaurants aneinander. Es herrscht eine sehr entspannte Atmosphäre, die zum genüsslichen Kaffee trinken einlädt. Die kleinen Cafés werden oft von lokalen Kaffeebauern betrieben. Mein Insidertipp: Das Café Jesus Martin, denn dort gibt es den besten Espresso im ganzen Ort. Das kleine Café finden Sie in einer Nebenstraße des Marktplatzes. Außerdem bietet der Inhaber persönlich Kaffeetouren an – bei dieser erhaltet ihr einen sehr guten Einblick in die Kaffeetradition der Region und in den Herstellungsprozess von Kaffee.
Salento ist aber auch Ausgangspunkt für Wanderungen in das berühmte Cocora Tal, wo Kolumbiens Nationalbaum die Quindio-Wachspalme steht. Wachspalmen sind eine Pflanzenart aus der Familie der Palmengewächse. Sie wurde 1801 von Alexander von Humboldt entdeckt und ist in Kolumbien heimisch. Die Wachspalmen bei Salento sind ca. 70 Meter hoch, schmal und die höchsten Palmen der Welt. Diese Palmen wachsen nur in dieser Region und sind daher eine Touristenattraktion. Es kann hier also etwas voller werden, am besten legt man den Besuch auf einen Wochentag, um diesen atemberaubenden Anblick in Ruhe bestaunen zu können.
Hohe Lagen und guter Kaffee unter der Sonne Kolumbiens
Meine nächste Station führte mich in die Departements Caldas, Risaralda und Quindío. Hier finden sich klimatisch perfekte Bedingungen für den Kaffeeanbau. In einer die Höhe von 1200 bis etwa 2000 Metern wird der Kaffee hier überwiegend von Kleinbauern angebaut, die eine Anbaufläche von unter 5 Hektar besitzen. Um Monokulturen zu verhindern wird aber nicht nur Kaffee angebaut, sondern auch viele Bananenstauden und andere Pflanzen. Um die Böden fruchtbar zu halten, Wasser zu sammeln und zu konservieren und Insekten und Vögel anzulocken bedarf es eines ausgeklügelten Systems. Gepflückt wird in aufwändiger Handarbeit, doch von der Bohne zum trinkfertigen Kaffee ist es ein langer Prozess. Erst wird die Bohne geschält, dann fermentiert, getrocknet und zum Schluss geröstet. Die Trocknung allein dauert je nach Wetter zwischen 8 und 15 Tage und geschieht in der sengenden Sonne der kolumbianischen Anden. Dazu werden große Innenhöfe genutzt, aber um den Kaffee vor den am Äquator üblichen Regenschauern zu schützen werden mobile Dächer eingesetzt. Wenn der Kaffee fertig verarbeitet wurde, wird er überwiegend exportiert.
Die Kolumbianer selbst konsumieren zu großen Teilen den sogenannten Tinto, eine dünne Röstung minderwertiger Bohnen. Erst in den letzten Jahren entwickelte sich ein Bewusstsein für Kaffeegenuss, vor allem in den großen Städten wie Bogotá oder Medellín aber auch in den Kaffeeregionen selbst. Man muss aber auch wissen, dass in Kolumbien im Gegensatz zu Europa eher helle Röstungen beliebt sind, die Geschmäcker sind einfach grundverschieden.
Mein Fazit: Das Kaffeedreieck ist Kaffeeidentität pur
Nicht nur für Naturliebhaber sondern gerade für Kaffeeliebhaber bietet Kolumbien so viel wie kaum ein anderes Land, denn hier gehört der Kaffee nicht nur zur Kultur sondern auch zum Lebensalltag der Menschen. Nicht ohne Grund wurde das Kaffeedreieck 2011 von der UNESCO auf die Liste der Weltkulturstätten gesetzt, laut dem Nominierungstext liegt hier das Herz Kolumbiens. Meine Erfahrung ist: hier schlägt das Kaffeeherz Kolumbiens.
Zusammenfassung:
- Kolumbien ist eines der größten Anbauländer der Welt
- Hier wird nur Kaffee der Sorte Arabica angebaut und exportiert
- Hauptanbauregion im Land ist das sogenannte Kaffeedreieck im Zentrum des Landes
- Viele Kaffeebauern setzen auf den Tourismus in Form von Übernachtungen und Führungen durch die Kaffeeplantagen
- Kaffeeanbau wird hauptsächlich durch Kleinbauern betrieben, die weniger als 5 Hektar Land besitzen
- 2011 wurde die Region aufgrund ihrer Einzigartigkeit zum UNESCO Weltkulturerbe erklärt
Ich denke, dieser Artikel ist großartig geschrieben. Es gibt einen Punkt, zu dem ich etwas zu sagen habe, aber ich möchte keine Debatte anstoßen. Aber absolut großartig! Gr, TP