Cappuccino aus Italien oder Bulletproof Coffee aus den USA? Das sind schon fast altbekannte Hüte in Sachen Kaffeespezialitäten und Kaffee-Trends. Wer international genießen will, gräbt sich ein wenig tiefer in die jeweilige Landestradition ein. Wir zeigen hier unsere Fundstücke.
Wie trinkt man Kaffee in den USA?
Auch, wenn unsere Kaffeekultur hierzulande immer noch am stärksten durch italienische Kaffeespezialitäten geprägt ist, holen die USA langsam auf. Denn hier schlägt das wahre internationale Herz der Kaffee-Trends – angefangen bei der Third Wave bis hin zum Cold Brew Coffee. Daneben gibt es jedoch auch einige Ideen, die bei uns erst am Anfang stehen.
Der Flat White löst den Cappuccino als Zwischenstück zwischen Espresso und Latte Macchiato ab. Eigentlich stammt die Mischung aus Espresso-Shot und sehr flüssigem Mikroschaum aus Australien, doch die Amerikaner haben ihn perfektioniert. Warum er Trend ist? Weil hier Barista-Kunst gefragt ist, blumige Röstungen besonders groß herauskommen und der Mix aus Milchschaum und Espresso ausnehmend ausbalanciert ist.
Doppelt hält besser: Der Red Eye ist ein Espresso, der mit Filterkaffee aufgegossen wird. Die Steigerung namens Black Eye benötigt schon zwei Schuss Espresso. Noch mehr Koffein? Die ultimative Dosis mit drei Espressi ist als Green oder Dead Eye bekannt.
Ansonsten ist und bleibt der Americano eines der wichtigsten Lieblingsgetränke der Amerikaner – Kaffeetrends hin oder her. Der mit heißem Wasser verlängerte Espresso wird pur oder als Grundlage für viele Mischungen mit Milch getrunken.
Was sind Kaffeespezialitäten in Spanien?
Gerade in hiesigen Großstädten stehen spanische Kaffeespezialitäten immer öfter auf der Karte. Sie sind etwas gehaltvoller, da Spanier ihre Kaffeebohnen gern karamellisieren. Auch Kolumbien als ehemalige spanische Kolonie hinterlässt seine Spuren auf der Kaffeekarte:
Der Café con Leche ist die spanische Version des Milchkaffees, die auf einem Espresso mit viel heißer Milch beruht. Der inzwischen ziemlich bekannte Cortado ist die kleine Version davon: 1 Teil Espresso wird mit einem Teil warmer (!) Milch auf schnelle Trinktemperatur gebracht.
Ein wenig anders halten es die Nachbarn aus Portugal: Die lieben ihren Galão, einen dünnen Kaffee, der mit reichlich aufgeschäumter Milch aufgegossen wird.
Wie trinkt man seinen Kaffee in Österreich?
Anders als früher setzt der deutsche Nachbar heute weniger Kaffee-Trends: Damals ließ sich ganz Europa von den Wiener Kaffeehäusern inspirieren. Österreichische Kaffeespezialitäten sind ein Konglomerat verschiedenster Einflüsse – kein Wunder im Vielvölkerstaat. Ganz wichtig: Traditionell bilden nicht Espresso oder Kaffee die Basis, sondern ein starker Mokka.
Der Einspänner besteht aus einem kleinen Mokka, der mit frisch geschlagener Sahnehaube und etwas Puderzucker bestäubt wird. Kenner schlürfen den Kaffee direkt durch die Haube. Kommt noch etwas Obstbrand dazu, nennt sich das Ganze Fiaker. Die berühmte Wiener Melange ist übrigens eigentlich ein Cappuccino – nur eben auf Mokkabasis.
Gibt es etwas Neues bei italienischen Kaffee-Trends?
Da wir den Italienern praktisch unsere gesamte heutige Kaffeekultur verdanken, ist es legitim, zu sagen, dass alles Italienische in der Tasse immer ein Kaffee-Trend ist. Die italienischen Röstereien entdecken gerade die hellen Röstungen der Third Wave Bewegung für sich. Die traditionelle dunkle Röstung wird neu interpretiert. Auch italienische Röstereien wollen an der Renaissance des Filterkaffees teilnehmen und bemühen sich den Anschluss zu finden.
Ein echter Klassiker steht jetzt immer öfter auf hiesigen Barkarten: der Affogato. Der Affogato besteht aus einer süß-cremigen Kombination aus einem Espresso, in dem eine Kugel Vanilleeis schwimmt. Quasi der unprätentiöseste Eiskaffee der Welt. Im Zuge des Flat-White-Trends erlebt auch der Ristretto eine internationale Renaissance. Der verkürzte Espresso mit weniger Wasser verdichtet das Kaffeearoma noch stärker und kommt bei idealer Zubereitung ohne zu viele Bitterstoffe in die Tasse.
Wer setzt sonst noch Kaffee-Trends?
Kaffee-Fans und Trendhungrige schauen jetzt immer öfter nach Vietnam. Denn hier blüht eine ureigene Kaffeekultur, in der es keine halben Sachen gibt: Die Röstungen sind extrem dunkel, der Kaffee ist extrem kräftig und die Kondensmilch, die es sowohl beim kalten Ca Phe Sua Da als auch beim heißen Ca Phe Sua Nong immer dazu gibt, ist extrem süß. Wer ganz abenteuerlustig unterwegs ist, probiert einen Ca Phe Trung, in dem noch ein Eigelb schwimmt.
Diese Liebe zu allem Süßen und deutlich vordergründigen Mischungen kennen übrigens fast alle asiatischen Länder, von Thailand bis China, wo die Kondensmilch auf wirklich jede internationale Kaffeespezialität gegeben wird.
Ein bisschen gewöhnungsbedürftig, jedoch ganz klar im Trend, ist auch der Lieblingssommerhit der Griechen: der Frappé. Dieser besteht aus Zucker, gesüßter Kondensmilch, Eiswürfeln, kaltem Wasser und – traditionell – aus Instantkaffee. Mit einem guten Kaffee (und vielleicht etwas weniger Zucker) wird er ganz sicher noch leckerer!
Doch was ist eigentlich mit deutschen Kaffee-Trends? Gibt es die auch? Der gute alte Filterkaffee ist hierzulande die Nummer 1. Nur bei der Zubereitung gönnen wir uns inzwischen mehr Präzision und Sorgfalt mit der Handfilterung. Auch der Konsum an hochwertigen Kaffees nimmt weiter zu.
Kaffee-Trends – immer gleich, immer anders
Kaffee ist niemals einfach nur Kaffee, das beweisen die internationalen Kaffeespezialitäten. Und die halten für jeden Geschmack etwas bereit:
- USA: Hauptsache ungewöhnlich, Hauptsache viel Kaffee!
- Spanien: Milch und Kaffee gehören zusammen, und eine leichte Karamellnote ist immer gern gesehen.
- Österreich: Alles Mokka, oder was?
- Italien: Espresso in Perfektion!
- Asien: Kann mir mal jemand die süße Kondensmilch reichen?
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