Kaffee ist auf der Beliebtheitsskala der Muntermacher Nr. 1 für einen motivierten Start in den Tag. Das Zauberwort hinter der stimulierenden Wirkung heißt Koffein – jener Inhaltsstoff, der den Kreislauf ankurbelt und das Müdigkeitssignal im Gehirn unterbindet. Doch was morgens als Segen empfunden wird, kann sich im Laufe des Tages als Fluch erweisen. Ist Kaffee entkoffeiniert gesund, da er ein Zuviel an Koffein verhindert? Und warum steigen in den USA vor allem junge Leute vermehrt auf entkoffeinierten Kaffee um?
Was bedeutet entkoffeiniert?
Von den rund eintausend Substanzen in einer Kaffeebohne ist Koffein die am besten erforschte. Koffein wirkt sich auf vielfältige Weise auf den Körper und die Psyche aus. Unter anderem
- überwindet es die Blut-Hirn-Schranke und beeinflusst das zentrale Nervensystem, indem es als psychoaktive Substanz die Aktivität der Nerven anregt,
- es bindet im Gehirn an die Rezeptoren für Adenosin, ein Botenstoff der für das Müdigkeitssignal verantwortlich ist. Koffein wirkt als Gegenspieler des Adenosins. Ist der Rezeptor mit Koffein besetzt, wird seine Wirkung ausgehebelt und eine Aktivierung des Müdigkeitssignals bleibt aus. Die Nervenbahnen bekommen kein Signal zur Drosselung und arbeiten weiter.
- regt es die Ausschüttung von Adrenalin und Cortisol an – Stresshormone, die den Blutdruck erhöhen und das Herz schneller schlagen lassen,
- erhöht es in geringen Maßen die Konzentrationsfähigkeit und
- führt je nach konsumierter Menge zu Überaktivität, Unruhe, Schlaflosigkeit und Herzrasen.
Jeder Mensch hat in Bezug auf Koffein eine individuelle Toleranzgrenze. Während einige auf Kaffee am Nachmittag mit Schlaflosigkeit reagieren, schlummern andere selbst unmittelbar nach Kaffeegenuss tief und fest. Zudem entwickeln sehr starke Kaffeetrinker eine Toleranz in Form einer Gewöhnung an eine bestimmte Koffeinmenge. Das bedeutet, dass sich bei deren Fehlen Entzugserscheinungen einstellen, die denen einer hohen Dosierung von Koffein ähneln. Bei Zuführung stellt sich ein Normalzustand ein, die anregende Wirkung bleibt jedoch aus. Weiterführende Informationen zum Thema Kaffee und wie er sich auf den Schlaf auswirkt, haben wir in dem Artikel Kaffee und Schlaf: Ein ungleiches Paar zusammengefasst.
Bei der Entkoffeinierung wird den grünen, ungerösteten Kaffeebohnen das enthaltene Koffein zu einem Großteil entzogen. Ein minimaler Koffeingehalt verbleibt im Kaffee. In Deutschland ist für Kaffee gemäß der geltenden Rechtsvorschrift ein Koffeingehalt von unter 0,1 Prozent als entkoffeiniert definiert. Der Prozess des Entkoffeinierens ist aufwendig und findet in mehreren Durchgängen durch Extraktion statt. Er funktioniert durch direkte und indirekte Verfahren, durch den Einsatz von warmem Wasser, Wasserdampf und unterschiedlichen Lösungsmitteln. Ein verantwortungsvoller Umgang bei der Auswahl und dem Einsatz von Lösungsmitteln verhindert eine Belastung der Kaffeebohnen durch Lösungsmittel.
Wieso greifen nach aktuellem Konsumreport der NCA immer mehr junge Leute in den USA zu entkoffeiniertem Kaffee?
Die National Coffee Association NCA repräsentiert die US-amerikanische Kaffeeindustrie „from crop to cup”, also von der Ernte bis zur Tasse. Nach aktuellen Marktforschungsergebnissen entschieden sich 20 % der Millennials in den USA 2017 für die entkoffeinierte Version des Kaffees. Dies betrifft die 18- bis 24-jährigen ebenso wie die 25- bis 39-jährigen Kaffee-Liebhaber. Die Gründe liegen unter anderem in
- einem gesteigerten Gesundheitsbewusstsein, das Gesundheit nicht länger als die Abwesenheit von Krankheit definiert – sie wird vielmehr als tägliche Verpflichtung für sauberes Essen und bewusstes Leben verstanden,
- dem gefühlten Bedürfnis, den eigenen Kaffee– und Koffeinkonsum kritisch zu betrachten und zu senken,
- dem daraus resultierenden Wunsch, auf entkoffeinierten Kaffee umzusteigen oder
- der Tatsache, dass beispielsweise „#healthfood” mehr als 27 Millionen Follower auf Instagram hat und Millennials als Nutzer sozialer Netzwerke vermehrt Bedenken hinsichtlich der Auswirkungen von Konsumprodukten auf ihren Körper hegen.
Die Altersgruppe der unter 40-Jährigen in den USA fühlt sich zunehmend müde und von den täglichen Anforderungen überfordert. Sie ist auf der Suche nach einer nachhaltigen, dauerhaften Steigerung ihrer Energie durch ihre Lebensweise, statt auf kurzfristige Energie-Kicks zu setzen. Viele von ihnen bevorzugen ihren Kaffee entkoffeiniert, da sie ausschließlich den Geschmack genießen wollen, ohne über Auswirkungen nachdenken, und ihn zu jeder Zeit trinken können, ohne Schlafstörungen oder nervöse Reaktionen befürchten zu müssen. Generell haben sie das Gefühl, ihrem Körper etwas Gutes zu tun.
Der Griff zu entkoffeiniertem Kaffee geht bei Millennials mit der Entscheidung für natürliche Süße, leichte Röstungen und organischem Anbau einher.
Aromatico empfiehlt: Den New York Entkoffeiniert, dieser aromatische Espresso aus 100 % Arabica-Bohnen, ist zu jeder Tageszeit ein Genuss.
Wie gut ist entkoffeinierter Kaffee?
Entkoffeinierter Kaffee ist in ausgezeichneten Qualitäten und vielfältigen Varianten erhältlich. In Form von
- ganzen Bohnen,
- gemahlenen Bohnen,
- Kaffeepads und
- Nespresso-Kapseln
entfaltet er seine rund eintausend Aromen auf vielerlei Weise. Auch hier spielen die Qualität des Rohkaffees, die Röstung und die Zubereitungsart eine entscheidende Rolle. Dazu kommt der Prozess der Entkoffeinierung. Da dieser die Kaffeebohnen beansprucht, ist hier besondere Sorgfalt angesagt. Dann erwartet Kaffee-Liebhaber ein aromatischer Genuss, der dem herkömmlichen Kaffee in Nichts nachsteht.
Entkoffeiniert – Eine kurze Zusammenfassung
- Eine Kaffeebohne beinhaltet rund achthundert Aromastoffe, die sich auch entkoffeiniert zu einem abgerundeten Geschmackserlebnis entfalten.
- Entkoffeinierung bedeutet, dass der Kaffeebohne durch Extraktion das Koffein entzogen wird. Dabei kommt es auf den gewählten Prozess und auf ein schonendes Verfahren an.
- Der Trend geht in den USA bei den Millennials zunehmend Richtung entkoffeinierten Kaffees. Die Gründe liegen in einer gesteigerten Aufmerksamkeit hinsichtlich der Auswirkungen von Produkten auf den Körper. Ebenso spielen soziale Netzwerke und die Gleichsetzung von Gesundheit mit Entkoffeinierung eine wichtige Rolle.
- Der Verzicht auf oder die Einschränkung von Koffein wird für bestimmte Personengruppen wie Schwangere oder Stillende aus gesundheitlicher Sicht von Ärzten empfohlen. Das bedeutet jedoch nicht, dass Koffein generell ungesund ist – im Gegenteil. Denn in Maßen genossen, profitieren Kaffeegenießer von den zahlreichen positiven Auswirkungen des Koffeins auf Geist und Körper.
- Die Kombination von koffeinhaltigem Kaffee am Morgen und entkoffeiniertem am Nachmittag bietet eine gute Alternative für sensible wie für starke Kaffeetrinker.
Beitragsbild: ©iStockphoto:DisobeyArt
Sehr interessanter Artikel. Gibt es Quellen dafür, dass unter 40-jährige Amerikaner Kaffee ohne Koffein bevorzugen?
Die Aussage bezieht sich auf folgende Quelle: https://perfectdailygrind.com/2017/05/millennials-turn-to-decaf-what-does-this-mean-for-cafe-owners/
Da dieser Bericht im Jahr 2017 veröffentlicht wurde kann es natürlich sein, dass sich der Marktforschungsstand mittlerweile ein wenig geändert hat.