Ein Coffee-to-go ist eine feine Sache. Denn so kann man das Heißgetränk problemlos auch unterwegs genießen. Die andere Seite der Medaille: Pro Stunde (!) werden in Deutschland über 320.000 To-go-Becher verkauft und landen nach wenigen Minuten auf dem Müll.
Dies summiert sich zu ausnehmend hohen Müllbergen, gegen die bisher kaum ein Kraut gewachsen ist. Allerdings gibt es einige gute Ansätze und Ideen, mit denen man den Coffee-to-go-Müll deutlich verringern könnte. Wir stellen die besten vor.
Klappt bei Flaschen, warum nicht auch bei Kaffeebechern? Das Pfandsystem
Viele Städte und Kreise diskutieren inzwischen auf Regierungsebene, ob ein Pfandsystem für Coffee-to-go-Becher eingeführt werden sollte. Dabei orientieren sich Orte wie Köln oder Paderborn vor allem an Freiburg, wo bereits 2016 ein Pilotprojekt gestartet ist.
Hier werden Kaffeebecher to go mit Mehrweg angeboten, für die der Käufer 1 Euro Pfand zahlt. Diese Becher bestehen aus Kunststoff und können rund 400-mal wiederverwendet werden. Diese Idee findet immer mehr Zulauf, allerdings sind bisher nur wenige Cafés Teil des Projekts und die Becher werden immer noch aus hygienischen Gründen mit Plastikdeckel verkauft.
Hygiene ist übrigens auch eines der größten Kontra-Argumente gegen diese Idee: Nicht jeder freut sich darüber, einen Pfandbecher zu bekommen, aus dem schon viele andere ihren Kaffee getrunken haben. Doch die Frage ist berechtigt: Warum sollte das beim Coffee-to-go-Becher ein Problem sein, bei Tassen und Gläsern im Café jedoch nicht?
Preisnachlässe für eigenen Mehrwegbecher
Coffee-to-go-Becher sind nicht nur schlecht für Umwelt und Nachhaltigkeit, sondern auch unrentabel: Cafés zahlen dafür eine Menge Geld, und diesen Posten geben sie im Allgemeinen direkt an die Kunden weiter.
Viele große und kleine Kaffeehäuser und -ketten bieten Preisnachlässe auf das To-go-Getränk, wenn der Kunde seinen eigenen Becher mitbringt. Manche Kaffeebars machen hierfür sogar offensiv Werbung. Bei anderen Anbietern funktioniert es auf Nachfrage aber ebenso problemlos.
Der eigene Kaffeebecher sollte allerdings ordentlich gespült sein – denn Hygiene ist auch hier das oberste Gebot.
Coffee-to-go-Becher in umweltfreundlich? Ja, aber …
Das größte Problem beim To-go-Thema: Kein handelsüblicher Coffee-to-go-Becher ist biologisch abbaubar – Pappe hin oder her. Denn innen ist er mit Polyethylen beschichtet, damit das Papier nicht durchweicht. Von den Plastikdeckeln ganz zu schweigen.
Diese Anti-Durchweich-Schicht müssen alle in Deutschland verkauften Becher aufweisen, sonst dürfen sie gar nicht erst in den Handel. Recyceln kann man diese Mehrkomponentenbecher also nicht, da sich Pappschicht und Kunststoffbeschichtung nicht trennen lassen.
Es gibt zwar viele Bemühungen, die Isolierschicht aus nachhaltigen, abbaubaren Rohstoffen zu fertigen, doch sind bisher diese Bemühungen tatsächlich gescheitert – nicht nur am Material, sondern auch an der Gesetzgebung.
Eine Idee, die vielleicht dennoch schneller Fuß fassen könnte, wäre, die beiden Schichten so zu verarbeiten, dass sie sich zum Recyceln des Papiers problemlos trennen lassen – ähnlich wie bei Joghurtbechern. Das beseitigt zwar den Müll aus Coffee to go nicht, würde aber die Nachhaltigkeitsquote zumindest erhöhen.
Ministerien setzen bisher auf die Vernunft
Das Thema der Coffee-to-go-Becher wird inzwischen allerorts heiß diskutiert – nicht nur aus Pfandsicht, sondern auch im allgemeinen gesellschaftlichen Diskurs. Viele Umweltministerien auf Landesebene, zum Beispiel in Niedersachsen, veröffentlichen bereits Informationsseiten zum Thema Becher-Flut, Umweltschäden und die Möglichkeiten individuellen Engagements.
Die wichtigsten Erkenntnisse auf einen Blick:
- Das Lebensmittelrecht und die Hygienevorschriften erlauben Mehrwegbecher im To-go-Verkauf, solange grundsätzliche Standards eingehalten werden.
- Mehrwegbecher, die vom Café selbst verkauft werden – egal, ob aus Eigeninitiative oder als Teil eines Projekts –, sind immer eine bessere Idee als die Einwegvarianten.
- Bayern bietet sogar einen Atlas, wo solche Nachhaltigkeitsinitiativen in Cafés individuell umgesetzt werden – und To-go-Kultur in umweltfreundlich ist nicht nur für Großstädte reserviert!
- To-go-Kaffee lässt sich völlig ohne hygienische Bedenken zu Hause vorbereiten – der Unterwegs-Koffein-Kick bleibt gleich, der Preis sinkt, man spart sich zudem auch die Schlange im Café.
Abseits der Aufklärungsarbeit scheint man hinter den Kulissen auch langsam auf eine Änderung der Gesetzlage in puncto Einweg-Becher hinzuarbeiten. Analog zu der Plastikflaschen-Problematik sollte es nach anfänglichen Startschwierigkeiten und Vorbehalten aus der Bevölkerung funktionieren.
Die Frage ist nur, welche Restriktionen hypothetisch infrage kämen. Im Gespräch sind viele Lösungen – vom Anschluss an bestehende Mehrwegsysteme über Preisaufschläge für Einwegbecher (statt Nachlässe für Mehrwegvarianten) bis hin zu strikten Verboten.
Coffee to go und Umwelt – unvereinbar oder nur eine Frage der Einstellung?
Über die Umweltproblematik, die sich aus Einwegbechern ergibt, muss man eigentlich nicht diskutieren. Viel wichtiger ist es vielmehr, dass Kunden selbst umdenken und ihre Wegwerfmentalität bei Kaffee neu bewerten:
- Pro Stunde werden in Deutschland rund 320.000 Einwegbecher verkauft und landen wenig später auf dem Müll.
- Einwegbecher bestehen zu 95 % aus Papier – zu 5 % jedoch aus Plastik. Sinnvolle Alternativen gibt es bisher leider nicht.
- Wichtigste und am einfachsten umzusetzende Veränderung ist die Umstellung von Einweg auf Mehrweg. Zahlreiche Initiativen in Städten, Kreisen und Ländern haben hier inzwischen eigene Projekte gestartet.
- Kunden können selbst viel tun, indem sie ihren eigenen Mehrwegbecher befüllen lassen. Das ist praktisch überall möglich – Nachfragen hilft!
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